Die Redierung – eine wunderschöne Schmucktechnik aus der Kirchenmalerei
In meinem alten Kirchenmalerhandwerk gibt es einige, wunderschöne Verziehrungstechniken, die ich alle in meiner Ausbildung erlernen durfte. Doch die Redierung ist eigentlich mein Liebling von allen. Wieso? Weil Sie unheimlich filigran ist und man eine wunderschöne Oberfläche mit ihre gestalten kann.
Wie funktioniert die Radierung?
Um am Ende eine tolle Radierung ausführen zu können benötigt man sehr viel praktische Übung und Erfahrung, da der Aufbau sehr komplex ist und man eigentlich mehrere Techniken miteinander verbinden muss.
Der Untergrund für eine Radierung ist die sogenannte Polimentvergoldung. Man kann sie mit Blattgold oder Blattsilber ausführen. Wie die funktioniert erkläre ich euch ein anderes mal, denn sie ist sehr aufwändig.
Wir starten bei der, in meinem Fall, versilberten und polierten Oberfläche.
Was wir brauchen ist eine Radierfarbe! Da wir Kirchenmaler uns diese selber herstellen, muss sie folgende Eigenschaften besitzen. Sie muss so stark haften, dass sie auf dem polierten Silber „kleben“bleibt, aber zu gleich darf ihre Haftung auch nicht zu stark sein, damit man die Farbe später noch runter bekommt ohne das Silber zu beschädigen. Wie du siehst, nicht ganz so einfach. Aber am Ende der Ausbildung hat man das im Gefühl und bekommt eine tolle Radierfarbe hin!
Nun gut, die Farbe ist fertig. Jetzt wird sie 2-3 mal, je nachdem wie ihre Deckkraft ist, komplett auf die silberne Fläche aufgetragen. Schock, man sieht von dem Silber nichts mehr! Man lässt das ganze ordentlich trocknen und kann sich schon mal mit der Pause, dem Ornament beschäftigen. Diese muss nämlich auch von Hand erstellt werden, damit man das Muster übertragen kann. Die Pause ist fertig und die Farbe ist trocken? Perfekt. Dann kann es los gehen. Man trägt der Pause auf der Rückseite etwas Kreide auf und legt sie dann, richtig rum, auf das Objekt. Nun muss das ganze Ornament übertragen und durchgezeichnet werden. Hat man auch diesen Schritt geschafft, kann man los legen. Das Radierhölzchen ist das Werkzeug, welches nun zum Einsatz kommt. Mit Hilfe dieses Hölzchens und ganz viel Geduld und Fingerspitzengefühl, arbeitet man dann alle Bereiche wieder heraus, die Silbern dar stehen sollen. Bei einem Granatapfel- oder Brokatmuster sind das eigentlich immer die Hintergründe. Man muss nur wirklich konzentriert bleiben, denn wenn man sich einmal vertan hat, kann man es nur schwer wieder Rückgängig machen.
Das dauert eine ganze Weile, aber ich liebe diese Geduldsarbeit! Denn das Ergebnis ist immer bezaubernd!
Abschließend zieht man noch einen historischen Klarlack über die gesamte Fläche, damit sie geschützt ist und das Silber nicht oxidiert (anläuft).
FERTIG! 🙂
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